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Klimakleber leben oder kleben lassen?

Warum findest du die Aktionen der Klimakleber gut oder schlecht? Gibt es einen Mittelweg zwischen: "Das sind Klimaterroristen", und "Sie haben gar keine andere Wahl"? Für mich persönlich liegt es auf der Hand, dass das Klima sich verändert. Wie, wie schnell und was das konkret für eine Auswirkung auf die Erde und uns Menschen hat, kann ich nicht beurteilen. Dass wir etwas tun müssen, liegt in der Luft, im Wasser und auf dem Land. Doch mit welchen Mitteln und Wegen erreichen wir eine Veränderung? Mit politischen Beschlüssen, Demonstrationen, verklebten Strassen, zerstörten Hotels oder mit gewalttätigen Angriffen? Heiligt der Zweck die Mittel?

Glaubwürdigkeit

Mutter Teresa hat man ihr Engagement für die Unberührbaren in Kalkutta (Indien) geglaubt. Sie galt als authentisch, auch wenn sie dunkle Seiten in ihrem Leben hatte. Dem Klimaaktivist, der nach Mexiko in die Ferien geflogen ist, glaubt man nicht mehr. Viele Wissenschaftler, demonstrieren uns anhand von Daten, wie stark und schnell sich das Klima verändert. Doch warum beteiligen sie sich nur vereinzelte an den Demonstrationen?

Wäre es nicht glaubwürdig(er), wenn sich Professorinnen auf der Strasse festkleben würden? Mich persönlich beeindrucken wissenschaftliche Fakten mehr als Aktivistinnen, welche den Berufsverkehr aufhalten oder den Gotthardtunnel blockieren. Was löst das in mir aus? Habe ich Verständnis für solche Aktionen oder kritisiere ich sie und rege mich über diese "Klimaterroristen" auf?

Kritik oder dürfen Sünder Steine werfen?

Der Halleluja Kolumnist meint in seinem neusten Artikel, dass man den Klimakleber Max Vögtli nicht verurteilen dürfe/solle, weil er in die Ferien geflogen ist. Als der Pöbel eine Ehebrecherin steinigen wollte, entgegnete Jesus der Menge: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie (Joh. 8,7) Also ist nur berechtigt, Kritik zu üben, wer selber ohne Fehler/Sünde ist. 

Warum hält sich aber niemand an diesen Rat von Jesus? Gerade die bibelfesten Christen sind zuweilen Weltmeister im Kritisieren und Verurteilen (Stichwort queere Menschen). Ohne Kritik verändert sich die Welt m. M. nie zum Besseren. Für die Klimabewegung ist es mehr als Kritik an der herrschenden Generation. Es ist eine Hilferuf, ein Schrei um Veränderung. Das rechtfertigt in ihren Augen auch die Mittel, die sie anwenden, um gehört zu werden.

Eine Frage von Tod oder Leben

Wie verhalten sich Menschen, wenn sie den sicheren Tod vor Augen sehen? Der Überlebensmodus ist meistens stärker als Mitgefühl und Einfühlungsvermögen. Nur gesteht die Politik und die Mächtigen der Klimabewegung nicht zu, dass sie oder besser die junge Generation ums Überleben kämpft. Dann wäre auch nachvollziehbar, warum sie zum Teil mit verbotenen Mitteln um Gehör bzw. um ihre zukünftige Existenz kämpft.

Einige Politiker, auch aus der Mitte, bezeichnen die Aktivistinnen als Klimaterroristinnen und ziehen Vergleiche zur RAF. Obschon ich nachvollziehen kann, dass sich alte weise Männer über 50 in ihrem inneren Seelenfrieden gestört fühlen, RAF- oder Nazivergleiche ziehen eigentlich nie. 

Keine Klimakleber im Bundeshauseingang

Warum kleben sich die Aktivistinnen nicht im Eingang der Regierungsgebäude am Boden fest? Ich gehe davon aus, sie wissen genau, dass sie von da schneller wieder weg sind, als in denen von ihnen verursachen Staus. Mit dem Versuch, im VW-Werk die Produktion lahm zu legen, sind sie gescheitert.  Die Aktivistinnen wurden von den Angestellten innerhalb weniger Minuten weggerissen. Was passierte, als der Eingang der Bank Credit Suisse in Zürich mit einer Sitzblockade (ohne Kleber) versperrt wurde, lest ihr in diesem. Artikel.

Es geht darum, die grösstmögliche Aufmerksamkeit zu generieren. Dass es dabei die "kleinsten" Verursacher trifft, wird wissend in Kauf genommen. Das Medienecho ist um ein Vielfaches grösser, wenn zig Newsscouts bzw. Volksinformanten, ihre Smartphones zücken.

Ist das eine legitime Art zu protestieren? Welcher Weg führt zum Ziel? Als die Vertreterinnen der letzten Generation von Politikerinnen aufgefordert wurden, sich einzubringen, wählen zu gehen, wurde das abgelehnt. (Das geht ihnen wohl zu langsam). Der Gesellschaftsrat, welche sie fordern, wird bestimmt und nicht gewählt. Wenn er die Macht erhalten soll, Massnahmen umzusetzen, wird so die Regierung und indirekt die Demokratie abgeschafft. Das ist also auch keine Lösung.

Doch wie sieht sie aus? Klimadiktatur, Gesellschaftsrat, ich weiss es nicht. Wir alle könn(t)en etwas gegen die Klimaerwärmung tun. Die Politik fördert aber den CO₂-Ausstoss.  Mit ihren (leeren) Versprechungen produzieren sie oft nicht mehr als heisse Luft, die in die Atmosphäre entweicht. Die Industrie übt sich in Greenwashing. Hinter diesem Deckmantel strebt sie eine Gewinnmaximierung um jeden Preis und ohne Rücksicht auf Verluste an. Ich finde zig Gründe, warum ich das Auto und nicht den Zug nehmen will.  

Danke Stefan Müller für die Verwendung des Flickr Fotos unter einer Creative-Commons-Lizenz
Ich gendere nicht, wähle aber dafür die weibliche Form.