13. AHV-Rente - Panik macht sich breit



Niemand tut etwas - viel heisse Luft und keine Versprechen

Wir sehen das Bedürfnis … Wir anerkennen die Altersarmut … Wir sehen einen Handlungsbedarf … ABER …

Solche Sätze hört und liest man vor der Abstimmung zur 13. AHV-Rente ohne Ende. Alle sehen das Problem und das Bedürfnis. Trotzdem ist niemand zu verbindlichen Zusagen bereit. Was gibt es für Alternativen zur Bekämpfung der Altersarmut und wie werden diese konkret umgesetzt? Ich habe verschiedenen Personen des öffentlichen Lebens diese Frage gestellt. Eine griffige Antwort habe ich bis jetzt keine erhalten.

Von den bürgerlichen Volks- oder besser Oberschichtvertreter:innen habe ich nichts anderes erwartet. Was mich aber befremdet, wie stark die EVP, in der Person von Nationalrat Marc Jost und andere Parteimitglieder sich gegen dieses berechtigtes Anliegen wenden. Es werden allgemeine Phrasen gedroschen, aber konkrete Vorschläge oder eine Agenda, wie man die Altersarmut jetzt und nicht erst in kommenden Generationen bekämpfen will … Fehlanzeige

Die 13. AHV Rente ist nicht finanzierbar

Die kurz- und mittelfristige Finanzierung ist sichergestellt. Das Vermögen der AHV beläuft sich momentan um die 47 Milliarden. Für die längerfristige Sicherstellung haben die Initianten bereits verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt. Diese werden von den Gegnern aber grösstenteils ignoriert. Die Befürworter haben klar formuliert, dass die Finanzierung im Parlament diskutiert und ausgehandelt werden muss. Wenn ich die Panik der Gegner sehe, habe ich meine Zweifel ob das klappen wird.

Der Nationalrat Marc Jost findet: "So oder so müssten die nachkommenden Generationen für diese ineffiziente Lösung bezahlen und würden zusätzlich belastet" Darum wirft er den Gewerkschaften Populismus pur vor (Link). Diese Aussage erstaunt mich. Zukünftige Generationen müssen z.B. auch die Mehrausgaben für das Militär tragen. Aber das wird, wie mir scheint, in der Mittefraktion viel weniger hinterfragt und bei den Parteien weiter rechts als selbstverständlich und Bürgerpflicht vorausgesetzt.

Alle zukünftigen Herausforderungen müssen von  allen kommenden Generationen getragen werden. Das alleine auf die Finanzierung der AHV zu reduzieren, ist meiner Meinung Populismus pur!

Die bürgerlichen Lösungen lassen auf sich warten

Der Vorwurf an die Gewerkschaften von Marc Jost: "Aber statt gemeinsam mit dem Parlament die AHV-Mindestrente anzuheben, bei der Revision der 2. Säule (Pensionskassen) konstruktiv mitzuarbeiten oder die Lage bei den Ergänzungsleistungen zu verbessern, wird bei der Volksinitiative voll auf Populismus gemacht"

Wer glaubt, dass die Erhöhung der AHV-Mindestrente, die Revision der 2. Säule in unserem bürgerlichen dominierten Parlament ernsthaft eine Chance hat, glaubt wohl auch, ein Kirschwasser hilft gegen den Durst. Es mag ja sein, dass sich Teile der Mittefraktion für diese Verbesserungen aussprechen. Die EDU, SVP, FDP werden diese aber aus meiner Sicht, bis aufs Blut bekämpfen. Es ist anzunehmen, dass auch einige KMUler aus der Mitte, sich gegen diese Vorschläge wehren werden. 

Der grösste Witz finde ich "die Lage bei den Ergänzungsleistungen zu verbessern". Hat nicht kürzlich unser Parlament (ja, das bürgerlich dominierte), die EL gekürzt? Jetzt werden sie plötzlich wieder als das Wunderheilmittel gegen die Altersarmut propagiert? Das ist für mich unglaubwürdig und Populismus pur!

Die Teuerung wird ausgeglichen 

Laut Marc Jost, wird der Kaufkraftverlust durch den regelmässigen, vom Gesetz vorgeschriebenen Teuerungsausgleich, mehrheitlich ausgeglichen. Echt jetzt?

Im Jahr 2023 betrug die Teuerung 2,9 % der Ausgleich für die AHV-Renten belief sich auf 2,5 %. Dazu kommt, dass in den vergangenen Jahren die Teuerung oft höher war, als die Erhöhung der Renten. Dadurch hat die Kaufkraft unserer Senior:innen kontinuierlich abgenommen. Dass die Pensionskassenguthaben stetig sinken, scheint Marc Jost auszuklammern. Zu behaupten, dass der Kaufkraftverlust mehrheitlich ausgeglichen wurde, ist für mich Populismus pur!

Die Mehrheit hat die 13. AHV Rente gar nicht nötig

Der Arbeitgeberverband geht von 30 % der Bevölkerung aus, der Gewerkschaftsbund von 10 %, welche die 13. AHV Rente gar nicht nötig hätten. Nehmen wir mal an, es sind 20 %. Knapp über oder unter der Armutsgrenze sind 6 und 14 %. Das macht 60 % der Rentner:innen, die zwar nicht direkt in ihrer Existenz bedroht sind, aber trotzdem dankbar für mehr finanzielle Unterstützung wären.

Den wenigsten Pensionierten gelingt es, ihren Lebensstandard vor der Rente einigermassen zu wahren. Dem Kollegen, der kurz vor der Pension steht, wurde im Kurs geraten, seine Fixkosten auf ein (un)erträgliches Minimum zu reduzieren. Das heisst konkret: kein Auto, kein Handyabo, kein TV und auch keine Tierwelt mehr. 

In der Argumentation der Gegner (dieses Mal nicht von Marc Jost) lese ich nur von zwei Gruppen. Die, welche die Rente nicht nötig haben, das wären dann rund 80 % und die Armutsbetroffenen, also 20 %. 

Die 60 %, welche nicht direkt in ihrer Existenz bedroht sind, aber trotzdem froh um mehr Geld wären, werden von den Gegnern meiner Meinung mehrheitlich ignoriert. Das ist für mich Populismus pur!

Die 13. AHV Rente, der erste Schritt - aber nicht die Lösung

Für die Gegner ist sie kein Schritt in die richtige Richtung. Es wird viel versprochen, aber noch wenig bis nichts davon wurde bis jetzt umgesetzt. Im Gegensatz zu der heissen Luft und wagen Versprechen der Gegner, tut der Gewerkschaftsbund wenigstens etwas. Der grösste Teil unserer Mütter und Väter nämlich 70 - 80 % sind froh oder sogar angewiesen auf die 13. AHV Rente. Das Problem der Altersarmut und der Finanzierung unserer Altersvorsorge ist damit sicher nicht gelöst. Es wird durch die Annahme aber entschärft und verzögert. Vielleicht erhöht dieser zusätzliche Druck Politiker:innen endlich mit der Umsetzung der verschiedenen geplanten und verdiskutierten Massnahmen vorwärts zu machen und konkrete Schritte zu unternehmen.

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Klimakleber leben oder kleben lassen?

Warum findest du die Aktionen der Klimakleber gut oder schlecht? Gibt es einen Mittelweg zwischen: "Das sind Klimaterroristen", und "Sie haben gar keine andere Wahl"? Für mich persönlich liegt es auf der Hand, dass das Klima sich verändert. Wie, wie schnell und was das konkret für eine Auswirkung auf die Erde und uns Menschen hat, kann ich nicht beurteilen. Dass wir etwas tun müssen, liegt in der Luft, im Wasser und auf dem Land. Doch mit welchen Mitteln und Wegen erreichen wir eine Veränderung? Mit politischen Beschlüssen, Demonstrationen, verklebten Strassen, zerstörten Hotels oder mit gewalttätigen Angriffen? Heiligt der Zweck die Mittel?

Glaubwürdigkeit

Mutter Teresa hat man ihr Engagement für die Unberührbaren in Kalkutta (Indien) geglaubt. Sie galt als authentisch, auch wenn sie dunkle Seiten in ihrem Leben hatte. Dem Klimaaktivist, der nach Mexiko in die Ferien geflogen ist, glaubt man nicht mehr. Viele Wissenschaftler, demonstrieren uns anhand von Daten, wie stark und schnell sich das Klima verändert. Doch warum beteiligen sie sich nur vereinzelte an den Demonstrationen?

Wäre es nicht glaubwürdig(er), wenn sich Professorinnen auf der Strasse festkleben würden? Mich persönlich beeindrucken wissenschaftliche Fakten mehr als Aktivistinnen, welche den Berufsverkehr aufhalten oder den Gotthardtunnel blockieren. Was löst das in mir aus? Habe ich Verständnis für solche Aktionen oder kritisiere ich sie und rege mich über diese "Klimaterroristen" auf?

Kritik oder dürfen Sünder Steine werfen?

Der Halleluja Kolumnist meint in seinem neusten Artikel, dass man den Klimakleber Max Vögtli nicht verurteilen dürfe/solle, weil er in die Ferien geflogen ist. Als der Pöbel eine Ehebrecherin steinigen wollte, entgegnete Jesus der Menge: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie (Joh. 8,7) Also ist nur berechtigt, Kritik zu üben, wer selber ohne Fehler/Sünde ist. 

Warum hält sich aber niemand an diesen Rat von Jesus? Gerade die bibelfesten Christen sind zuweilen Weltmeister im Kritisieren und Verurteilen (Stichwort queere Menschen). Ohne Kritik verändert sich die Welt m. M. nie zum Besseren. Für die Klimabewegung ist es mehr als Kritik an der herrschenden Generation. Es ist eine Hilferuf, ein Schrei um Veränderung. Das rechtfertigt in ihren Augen auch die Mittel, die sie anwenden, um gehört zu werden.

Eine Frage von Tod oder Leben

Wie verhalten sich Menschen, wenn sie den sicheren Tod vor Augen sehen? Der Überlebensmodus ist meistens stärker als Mitgefühl und Einfühlungsvermögen. Nur gesteht die Politik und die Mächtigen der Klimabewegung nicht zu, dass sie oder besser die junge Generation ums Überleben kämpft. Dann wäre auch nachvollziehbar, warum sie zum Teil mit verbotenen Mitteln um Gehör bzw. um ihre zukünftige Existenz kämpft.

Einige Politiker, auch aus der Mitte, bezeichnen die Aktivistinnen als Klimaterroristinnen und ziehen Vergleiche zur RAF. Obschon ich nachvollziehen kann, dass sich alte weise Männer über 50 in ihrem inneren Seelenfrieden gestört fühlen, RAF- oder Nazivergleiche ziehen eigentlich nie. 

Keine Klimakleber im Bundeshauseingang

Warum kleben sich die Aktivistinnen nicht im Eingang der Regierungsgebäude am Boden fest? Ich gehe davon aus, sie wissen genau, dass sie von da schneller wieder weg sind, als in denen von ihnen verursachen Staus. Mit dem Versuch, im VW-Werk die Produktion lahm zu legen, sind sie gescheitert.  Die Aktivistinnen wurden von den Angestellten innerhalb weniger Minuten weggerissen. Was passierte, als der Eingang der Bank Credit Suisse in Zürich mit einer Sitzblockade (ohne Kleber) versperrt wurde, lest ihr in diesem. Artikel.

Es geht darum, die grösstmögliche Aufmerksamkeit zu generieren. Dass es dabei die "kleinsten" Verursacher trifft, wird wissend in Kauf genommen. Das Medienecho ist um ein Vielfaches grösser, wenn zig Newsscouts bzw. Volksinformanten, ihre Smartphones zücken.

Ist das eine legitime Art zu protestieren? Welcher Weg führt zum Ziel? Als die Vertreterinnen der letzten Generation von Politikerinnen aufgefordert wurden, sich einzubringen, wählen zu gehen, wurde das abgelehnt. (Das geht ihnen wohl zu langsam). Der Gesellschaftsrat, welche sie fordern, wird bestimmt und nicht gewählt. Wenn er die Macht erhalten soll, Massnahmen umzusetzen, wird so die Regierung und indirekt die Demokratie abgeschafft. Das ist also auch keine Lösung.

Doch wie sieht sie aus? Klimadiktatur, Gesellschaftsrat, ich weiss es nicht. Wir alle könn(t)en etwas gegen die Klimaerwärmung tun. Die Politik fördert aber den CO₂-Ausstoss.  Mit ihren (leeren) Versprechungen produzieren sie oft nicht mehr als heisse Luft, die in die Atmosphäre entweicht. Die Industrie übt sich in Greenwashing. Hinter diesem Deckmantel strebt sie eine Gewinnmaximierung um jeden Preis und ohne Rücksicht auf Verluste an. Ich finde zig Gründe, warum ich das Auto und nicht den Zug nehmen will.  

Danke Stefan Müller für die Verwendung des Flickr Fotos unter einer Creative-Commons-Lizenz
Ich gendere nicht, wähle aber dafür die weibliche Form.